Vergebt mir: Thriller (German Edition) by Kernick Simon

Vergebt mir: Thriller (German Edition) by Kernick Simon

Autor:Kernick, Simon [Kernick, Simon]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2015-01-21T00:00:00+00:00


20. Kapitel

»So was nennt man eine glückliche Fügung«, erklärte Raymond und rieb sich die Hände.

»Sagen Sie bloß nicht, Sie wollen, dass ich es hier erledige.«

»Warum nicht? Ist doch genauso gut wie anderswo. Besser sogar. Haben Sie eine Waffe dabei?«

Das hatte ich. Eine sechsschüssige 2.2, die ich vor Jahren von Tomboy gekauft und nur für den Notfall behalten hatte. Meine gegenwärtige Lage kam einem Notfall wohl ziemlich nahe, und ich war durchaus bereit, die Waffe zu benutzen, um meine Freiheit und vielleicht sogar mein Leben zu verteidigen. Allerdings gefiel mir der Gedanke nicht, sie auf jemanden zu richten, der keine unmittelbare Bedrohung darstellte.

»Ja, aber ich will nicht, dass sie kompromittiert wird. Ich brauche sie, um mich zu verteidigen, und wenn ich sie irgendwann noch mal abfeuern muss, will ich nicht, dass das hier zu mir zurückverfolgt werden kann.«

»Da brauchen Sie keine Angst zu haben. Niemand wird die Leiche je finden.«

»Woher wollen Sie das so genau wissen?«

»Glauben Sie mir einfach. Sie wird nicht gefunden werden. Haben Sie einen Schalldämpfer?«

»Natürlich nicht. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich hatte nicht vor, heute irgendwelche Morde zu begehen.«

Er zuckte mit den Schultern. »Ist auch egal. Die Wände hier sind dick; dieses Haus wurde für die Ewigkeit gebaut. Da hört keiner was.«

»Verdammte Scheiße, Raymond! So was muss genau geplant werden. Ich kann jemanden nicht einfach so abknallen, nicht mit nur zehn Minuten Vorbereitungszeit.«

Er erhob sich und starrte mich kalt an. »Natürlich können Sie. Denken Sie positiv, Dennis. Das Problem bei Ihnen ist, dass Sie immer so beschissen negativ eingestellt sind.« Er warf einen raschen Blick auf die Uhr. Es war eine Cartier oder eine Rolex. Verdammter Angeber. »Jetzt müssen wir uns überlegen, wie wir vorgehen wollen. Er wohnt nicht weit weg und wird also bald hier sein.«

Ich setzte zu einer Erwiderung an, doch er ging an mir vorbei zur Tür, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen. Entschlossen schritt er den Flur hinunter zum Empfang. Vincent war immer noch da.

»Ich habe noch etwas zu erledigen, Frank, deshalb mache ich für heute zu. Wir erwarten doch keine Lieferungen mehr, oder?«

»Nein, heute nicht, Mr Keen«, antwortete Frank mit seiner Grabesstimme.

»Na, dann tun Sie mir einen Gefallen, und verdrücken Sie sich.«

Das brauchte man ihm nicht zweimal zu sagen. Offensichtlich hatte er sich schon öfter von einer Minute auf die andere verpissen müssen. Mir gefiel auch die Art und Weise nicht, wie er Raymond ansah. In seiner Miene lag Furcht; ich hatte das Gefühl, er wusste Dinge über Raymond, die er lieber nicht wissen wollte. Er nickte, holte seinen Mantel und ging ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus.

»Also, wie wollen wir es anstellen?«, fragte Raymond und sah sich Rat suchend um. Ein einziges Wort reichte, um seine Haltung zu beschreiben: Vorfreude. Er schien sich ehrlich darauf zu freuen, einen Mord zu begehen. »Kommen Sie schon, Dennis. Helfen Sie mir ein bisschen.«

Ich überlegte, ob ich versuchen sollte, ihn zur Vernunft zu bringen, doch ich wusste, dass es keinen Sinn hatte. Natürlich hätte ich gehen und ihn das Ganze allein regeln lassen können, aber das hätte mir nichts genützt.



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